Was sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Studium und Ausbildung? Unser Student Roy, der auch die Ausbildung bei der Polizei Sachsen absolviert hat, vergleicht die beiden Wege zur Polizei Sachsen. Für wen passt was?
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#deinstudium – Studium vs. Ausbildung bei der Polizei: Unterschiede, Inhalte, Perspektiven
Hey, schön dass du wieder reinschaust! Seit meinem letzten Beitrag sind einige Wochen vergangen und so wird es langsam Zeit für ein Update!
Pandemiebedingt läuft der Vorlesungsbetrieb an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) in Rothenburg nach wie vor überwiegend online, sodass wir die Inhalte der Vorlesungen größtenteils vom heimischen Rechner aus verfolgen. Der Anteil der Präsenzvorlesungen nimmt jedoch aktuell wieder zu – die Corona-Lage entspannt sich momentan ja etwas. So können wir beispielsweise für das notwendige Schießtraining oder den speziellen Sportunterricht auf den Campus. Im Vorfeld machen wir dafür einen Covid-19-Schnelltest.
In diesem Blog-Artikel möchte ich dir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Ausbildung und Studium in der Polizei Sachsen erklären. Meine Ausbildung ist schon eine Weile her, aber Grundlegendes hat sich nicht geändert. Vielleicht hilft es dir sogar bei der Entscheidung, ob du dich eher für die Laufbahngruppe 1.2 – also die Ausbildung – oder doch für die Laufbahngruppe 2.1 – das Studium – bewirbst. Ehemals nannte man das eine die Laufbahn des mittleren, das andere des gehobenen Polizeivollzugsdienstes.
Zunächst einmal möchte ich mit einem Irrglauben aufräumen, der weit verbreitet scheint. Viele denken, dass Kommissarinnen und Kommissare immer Kriminalpolizisten sind. Dem ist nicht so. Die Amtsbezeichnung Kommissar oder eben Kommissarin bekommt man nach erfolgreich abgeschlossenem Studium an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) verliehen. Sie sagt jedoch nichts über die tatsächliche Verwendung innerhalb der Polizei aus. Im Anschluss ist eine Verwendung sowohl in der Schutz- wie auch in der Kriminalpolizei möglich. So können Kolleginnen und Kollegen nach dem Studium auch im Streifendienst oder bei der Verkehrspolizei eingesetzt werden. Dasselbe gilt für Absolventen der Ausbildung an einer der Polizeifachschulen im Freistaat Sachsen. Diese werden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung mit dem Dienstgrad der Polizeimeisterin oder des -meisters in den Dienst übernommen. Der wesentliche Unterschied ist: Kommissarinnen und Kommissare übernehmen, im Gegensatz zu Meisterinnen und Meistern, üblicherweise Führungsaufgaben in den jeweiligen Tätigkeitsfeldern.
Ausbildung: praxisorientiert und vielseitig
Wie in meinem ersten Blog-Beitrag beschrieben, habe ich erst eine Ausbildung bei der sächsischen Polizei gemacht und habe mich dann intern für das Studium qualifiziert. Meine Ausbildungszeit habe ich sehr praxisorientiert in Erinnerung. Wir wurden in den 30 Monaten auf die Tätigkeit im Streifendienst, in einem Einsatzzug innerhalb einer Polizeidirektion oder in der Bereitschaftspolizei vorbereitet. In der Ausbildung gibt es zwei Praktika von insgesamt sechs Monaten Dauer. Diese absolviert man beispielsweise in einem Polizeirevier. Neben der Polizeifachschule in Chemnitz – in der ich ausgebildet wurde – gibt es weitere Standorte in Leipzig und Schneeberg. Nach der Ausbildung zur Polizeimeisterin beziehungsweise zum Polizeimeister startet man üblicherweise in Bereichen, auf die man in der Ausbildung vorbereitet wurde. Sprich: Bereitschaftspolizei oder Streifendienst.
Ich persönlich habe meinen Dienst nach Abschluss der Ausbildung von Beginn an in einem Polizeirevier abgeleistet, während die meisten meiner damaligen Mitschülerinnen und Mitschüler ihre berufliche Laufbahn in der Bereitschaftspolizei begonnen haben.
Stundenplan: Von Einsatztraining über Fahrsicherheitstraining bis hin zum Englischunterricht
In der Ausbildung wechselten sich theoretische und praktische Anteile ausgewogen ab. Wir hatten oft Sport – einschließlich Schwimm-, Selbstverteidigungs- und Schießtraining. Darüber hinaus absolvierten wir die sogenannte Einsatzeinheitenausbildung. Hier übten wir beispielsweise unterschiedliche Szenarien: Vorgehen gegen Störer, Räumen von Gebäuden oder Absichern von Versammlungen und Sportveranstaltungen. Eine Besonderheit in der Ausbildung war unser Fahrsicherheitstraining, denn auch in brenzligen Situationen müssen wir unseren Streifenwagen unter Kontrolle haben.
Zum Praxistraining gehört auch die Bewältigung alltäglicher polizeilicher Einsatzsituationen. Diese Szenarien spielten wir immer wieder unter den aufmerksamen und kritischen Blicken unserer Fachlehrer durch. Jede Situation und jede Handlung wurde im Anschluss rechtlich bewertet, sodass wir zunehmend an Rechts- und Handlungssicherheit dazugewannen. In den theoretischen Unterrichtsfächern lag der Fokus insbesondere auf dem Verkehrs-, dem Straf- und Ordnungswidrigkeiten- sowie dem Eingriffsrecht. Aber auch Deutsch, Englisch, Gesellschaftslehre einschließlich Verfassungsrecht und Psychologie sowie besonderes Polizeirecht waren feste Bestandteile des Stundenplans. Es gab regelmäßig schriftliche Leistungstests, die uns auf die Zwischen- und Abschlussprüfung vorbereitet haben. Ich empfand die Ausbildung an der Polizeifachschule Chemnitz als intensiv und fordernd, aber auch abwechslungsreich und fühlte mich nach der Ausbildung gut gerüstet, um meinen Dienst als Streifen- oder Einsatzbeamter leisten zu können.
Studium: Anspruchsvolle Theorie, Forschung – aber auch Praxis
Seit Oktober 2020 bin ich nun Student auf dem Campus in Rothenburg. Im Vergleich zur Ausbildung bedeutet das für mich schon eine relativ große Umstellung. Das dreijährige Bachelorstudium an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) ist mehr auf Theorie und Forschung ausgelegt. Die Dozentinnen und Dozenten vermitteln im Rahmen der Vorlesungen tiefgründiges Wissen. Wir Studierenden sind in der Bewältigung des Stoffumfanges, aber auch im Verstehen der mitunter komplexen Materie durchaus gefordert. Außerdem geht es in den Modulen nicht nur um polizeiliche Inhalte. Vorlesungen zu sozialwissenschaftlichem Arbeiten, interkultureller Kompetenz, Betriebswirtschaftslehre, politischer Bildung oder auch internationalen Beziehungen erweitern unseren Horizont. Mit dem Lehrkomplex Einsatz- und Führungslehre, in dem es unter anderem um polizeiliche Entscheidungsprozesse und unterschiedliche Führungsstile geht, sollen wir Studierenden darauf vorbereitet werden, nach dem Studium Führungsverantwortung zu übernehmen und in polizeilichen Lagen angemessene sowie verhältnismäßige Entscheidungen treffen zu können.
Die praktischen Inhalte des Studiums nehmen bislang einen etwas geringeren Anteil ein – aber natürlich sind auch die wichtig, um auf den Polizeialltag vorzubereiten. Auf polizei.sachsen.de gibt es übrigens eine gute Übersicht dazu, was dich im Studium an Seminaren und Praxisteilen erwartet. Der Sportunterricht, den ich schon mehrfach in meinen Blogs erwähnt habe, ist und bleibt ein Highlight in meinem bisherigen Studium, weil er abwechslungsreich ist. Beim Schießtraining habe auch ich noch neue Eindrücke dazu gewinnen können. Und das Handlungstraining mit eigens dafür engagierten Schauspielerinnen und Schauspielern läuft auf hohem Niveau ab. Mehr zu diesem speziellen Training könnt ihr hier nachlesen.
Da noch ein paar Monate des Studiums vor mir liegen und uns noch einige Inhalte wie zum Beispiel das Selbstverteidigungstraining erwarten, kann ich an dieser Stelle noch keinen abschließenden Vergleich vornehmen. Aber spätestens zum Ende des Studiums werde ich für dich ein Fazit ziehen.
Aufstiegsstudium dauert nur zwei Jahre
Als Aufstiegsbeamter habe ich bald beide Ausbildungswege bei der sächsischen Polizei beschritten: Erst in der polizeilichen Ausbildung und nun im Studium an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH). Das war mit einer Bestenauswahl verbunden, bei der man unter Beweis stellen musste, dass man für das Studium geeignet ist. Im Gegenzug dauert das Studium als Aufstiegsbeamter nur zwei, statt der üblichen drei Jahre, weil die zuvor absolvierte polizeiliche Ausbildung und auch Diensterfahrung angerechnet werden. Dafür leisten Direkteinsteiger im Studium insgesamt 18 Wochen Praktikum in einer Polizeidienststelle ab und sammeln so erste Praxiserfahrungen.
Ausbildung vs. Studium: Was ist besser?
Wenn ich gefragt werde, ob ich eher die Ausbildung oder doch das Studium bei der Polizei Sachsen empfehlen würde, kann ich nur sagen, dass es ganz von den eigenen Entwicklungswünschen und Präferenzen abhängt. Außerdem braucht man für den direkten Einstieg in das Studium Abitur, Fachhochschulreife oder einen anderen vergleichbaren Abschluss. Als Aufstiegsbeamter ist das nicht mehr nötig, da Ausbildung und Dienstzeit als Qualifizierung anerkannt werden. Mir hat die fachlich fundierte Ausbildung im sogenannten mittleren Dienst durchaus bei der bisherigen Bewältigung des Studiums geholfen, weil ich die wissenschaftlich geprägte Theorie mit meinen praktischen Erfahrungen verknüpfen kann. Ich denke, mein Weg ist empfehlenswert für Bewerberinnen und Bewerber, die eher praktisch veranlagt sind und bereit sind, Führungsverantwortung zu übernehmen. Diese Bereitschaft entwickelt sich bei manchen erst im Laufe der Zeit.
Als ich mich damals bei der Polizei beworben habe, war es mein größter Traum, einfach Polizist zu sein. Über alles andere machte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch keine Gedanken. Der Wunsch nach fachlicher und persönlicher Weiterentwicklung wuchs in mir erst im Laufe der Zeit heran, eben mit steigender Dienst- und Lebenserfahrung. Wie ich aber bereits anmerkte, ist der Weg vom mittleren Dienst zum gehobenen Dienst mit einer Qualifizierung verbunden, die teilweise mehrerer Jahre bedarf. Dies gilt es bei der Karriereplanung zu berücksichtigen. Mit dem Direkteinstieg in den sogenannten gehobenen Dienst, also als Kommissarsanwärterin bzw. -anwärter, kann man diesen Weg verkürzen. Allerdings verzichtet man zugleich auf die wertvolle Erfahrung der Ausbildung und der Tätigkeit im mittleren Polizeivollzugsdienst.
Wer direkt bereit ist, Führungsverantwortung zu übernehmen und perspektivisch beispielsweise als Dienstgruppenführer oder -führerin beziehungsweise später als Kommissariatsleiter oder -leiterin tätig sein möchte, ist mit einem Studium bei der Polizei Sachsen gut beraten. Wobei ich die Entscheidung zum Studium nicht pauschal an das Thema Führungsverantwortung knüpfen möchte. Es gibt viele andere Aufgabenbereiche innerhalb der sächsischen Polizei, für die man ein Studium benötigt.
Und wie ist das eigentlich mit dem Gehalt?
Du bekommst direkt ab Beginn der Ausbildung oder des Studiums Geld. Einen Blick darauf kannst du hier werfen. Sowohl nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung als auch nach absolviertem Studium wirst du in das Beamtenverhältnis (auf Probe) übernommen.
Ein weiterer Vorteil des Studiums, egal ob im Aufstieg oder Direkteinstieg, sind die Entwicklungsmöglichkeiten bis in die höchsten Ämter. Mit einem Masterstudium bei der Polizei Sachsen könnte man theoretisch sogar Landespolizeipräsident werden.
Die Kolleginnen und Kollegen der Laufbahngruppe 1.2 (Ausbildung) bilden im operativen Dienst das feste Fundament der sächsischen Polizei. Nach der Ausbildung leisten sie ihren Dienst meistens als Einsatzbeamte in einer geschlossenen Einheit, also zum Beispiel bei der Bereitschaftspolizei oder als Streifendienstbeamte in einem Polizeirevier. Auch hier gibt es ein recht breites Verwendungsfeld. Bei entsprechender Eignung ist zum Beispiel auch eine Tätigkeit bei der Kriminalpolizei oder dem Ermittlungsdienst der Polizeireviere möglich. Und wer sich spezialisieren möchte oder gar einen erweiterten Verantwortungsbereich übernehmen will, kann das auch in dieser Laufbahngruppe, beispielsweise bei der Hundestaffel oder auch der Reiterstaffel. Intern gibt es immer mal wieder Ausschreibungen für verschiedene Verwendungen und so könnte man bis zur Pension viele Bereiche der polizeilichen Arbeit entdecken.
Ein Job, 1.000 Möglichkeiten eben.
Wusstest du schon…
Bei der Polizei Sachsen gibt es ein durchlässiges Auswahlverfahren. Das bedeutet: Wenn du dich für das Studium bewirbst, startest du indirekt für beide Laufbahngruppen – also auch für die Ausbildung. Sollte am Ende des Auswahlverfahrens die Punktzahl für eine Einstellung im Studium (Laufbahngruppe 2.1) nicht ausreichen oder du einen Testbestandteil für das Studium nicht bestanden haben, prüfen wir, ob dein Ergebnis für die Ausbildung (Laufbahngruppe 1.2) reicht. Ist das der Fall, kannst du mit der Ausbildung bei der Polizei Sachsen starten!
Du hast weiterhin jederzeit die Möglichkeit, dich wieder für das Studium zu bewerben oder dich nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung für den internen Aufstieg, den sogenannten Regelaufstieg, zu entscheiden.
Solltest du nun vor dieser Entscheidung stehen, hoffe ich, dir mit meinen Erfahrungen ein wenig geholfen zu haben. Vielleicht machst du es auch wie ich und legst den Grundstein mit der Ausbildung, um später mit dem Studium aufzusteigen. In jedem Fall lohnt sich ein Gespräch mit einem Berufsberater oder einer Berufsberaterin. Die Kontakte findest du hier.
Im nächsten Beitrag gehe ich wieder mehr auf mein Studium in Rothenburg ein und werde wahrscheinlich von der praktischen Kriminaltechnik-Prüfung sowie unserer Leistungsüberprüfung im Schwimmen berichten.
Ich würde mich freuen, wenn du dann wieder reinschaust! Bis dahin!
Roy
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Seit knapp acht Monaten berichtet Student Roy über sein Studium an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) in Rothenburg. Hier kannst du die vorherigen Blogartikel nachlesen:
Teil 5: Unter Stress einen kühlen Kopf bewahren
Teil 4: Zwischen Haushalt und Online-Vorlesungen
Teil 3: Schnelle Schüsse, sportliche Herausforderungen und die erste Hausarbeit
Teil 2: Roys erste Tage als Student
Teil 1: Aufsteiger Roy will Kommissar werden
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