Rund ein Sechstel der Bediensteten der sächsischen Polizei sind zivile Angestellte. Die Aufgaben in den Bereichen Verwaltung, Technik und Service sind vielfältig und abwechslungsreich. Vier Angestellte berichten.
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Karriere bei der Polizei Sachsen – das geht auch ohne Polizeiausbildung
Denkt man an einen Bediensteten der Polizei, hat man automatisch ein bestimmtes Bild im Kopf: blaue Uniform, Sterne auf der Schulter, Waffe im Holster. Doch bei der Polizei Sachsen ist bei Weitem nicht jeder Bedienstete uniformiert: Rund jeder Sechste gehört zur Gruppe der zivilen Angestellten.
Die etwa 2.400 Männer und Frauen in den Bereichen Technik, Logistik, Verwaltung oder Medizin sorgen täglich dafür, dass die Polizei ihre Arbeit machen kann. Vier von ihnen berichten, wie sie eigentlich zur Polizei gekommen sind, was sie zuvor gemacht haben und was nun ihre Aufgaben sind.
Olga Schilman: Damit alle gut versorgt sind
Ein Polizeieinsatz ist eine organisatorische Herausforderung: Nicht nur müssen die Kräfte zu- und eingewiesen und ein Lagebild erstellt werden, auch die Versorgung der Polizeibediensteten muss gewährleistet sein. Denn mit leerem Magen arbeitet es sich nur halb so gut. Das weiß auch Olga Schilmann, die in der Polizeidirektion Chemnitz im Inneren Dienst unter anderem für die Verpflegung der Polizeikräfte bei Einsätzen und Übungen zuständig ist. Ihr Credo: „Meine Kolleginnen und Kollegen sollen bestmöglich versorgt sein.“
Und da hat jeder Bedienstete so seine ganz eigenen Vorstellungen. „Wir müssen Intoleranzen wie Glutenunverträglichkeit beachten und natürlich gibt es auch Vegetarier und Veganer“, sagt die 31-Jährige. Die studierte Betriebswirtin arbeitet deshalb mit den Betriebskantinen der Polizei zusammen, aber auch mit Caterern. Bei längeren Einsätzen erhalten die Einsatzkräfte Verpflegungsbeutel. Was sich darin beispielsweise befinden kann, zeigt folgende Grafik:
Olga Schilmann kümmert sich aber nicht nur um das Essen bei Einsätzen – „bei diesem Thema sind immer alle gut drauf“, sagt sie – sondern auch um Organisatorisches wie Übernachtungsmöglichkeiten für Fremdkräfte und Toiletten.
Bevor sie zur Polizei Sachsen kam, war die 31-Jährige in einem Unternehmen für Seefrachtimporte tätig. Der Wunsch nach einer neuen Herausforderung brachte sie dann vor Kurzem als zivile Angestellte in die Polizeidirektion Chemnitz. Ihr Fazit: „Ich hatte zwar schon zuvor Freunde und Bekannte bei der Polizei, aber einen persönlichen Einblick zu bekommen, ist noch einmal viel spannender!“
Nadine Barth: Vom Krimi-Dinner zu den echten Beamten
Der Unterschied zwischen einem Bühnenoutfit und einer Polizeiuniform? Das eine hat Pailletten und die andere Sterne. Mit beidem kann Nadine Barth gut umgehen. Die gelernte Modeschneiderin nähte früher die Kleidung von Schauspielern und ist heute im Servicepunkt Bekleidung der Polizei in Dresden angestellt.
Dort ändert sie bei Bedarf Uniform und Schutzkleidung für die Polizeibediensteten. „Hosen kürzen, Knöpfe versetzen, Reißverschlüsse reparieren – alles, damit die Bekleidung gut passt“, erklärt die 38-Jährige. Das ist nicht nur wichtig wegen der Optik, sondern vor allem wegen der Funktionalität. „Eine Polizistin oder ein Polizist darf im Einsatz nicht über zu lange Hosenbeine stolpern.“
Für Nadine Barth kam die Stelle bei der Polizei Sachsen wie gerufen. Zuvor war sie als Schneiderin bei einem Krimi-Dinner tätig, durch die Pandemie fielen fast alle Shows von einen auf den anderen Tag weg – und damit auch ihr kreatives Handwerk, das sie ab diesem Zeitpunkt nur noch als Hobby ausüben konnte. Nun näht, schneidet und flickt sie wieder hauptberuflich. „Natürlich ist die Stelle bei der Polizei nicht so kreativ wie meine frühere“, sagt sie. „Aber es macht mir trotzdem unheimlich Spaß. Und die Handgriffe sind ja dieselben geblieben.“
Zusätzlich zum Tagesgeschehen haben sie und ihre Kolleginnen vom Servicepunkt momentan gut zu tun, denn nach und nach werden die Bediensteten der Polizei Sachsen mit einer neuen Tuchuniform ausgestattet. Diese wird zu besonderen Anlässen getragen, beispielsweise bei Vereidigungen.
Im Herbst arbeitet der Servicepunkt im Akkord, denn dann beginnen die neuen Polizeianwärterinnen und -anwärter. Ob Ausbildung oder Studium, alle erhalten zu Beginn eine Erstausstattung. Verschiedene Hosen, Hemden, Shirts und Jacken werden dann im Servicepunkt für Bekleidung in Chemnitz anprobiert – und natürlich fachlich korrekt angepasst.
Enrico Keul: Probleme lösen und netzwerken
Vor gut fünf Jahren ging es Enrico Keul wie vielen anderen Bürgerinnen und Bürgern in Sachsen: Ihm war nicht bewusst, dass man auch ohne polizeiliche Ausbildung Karriere bei der Polizei machen kann. Bis er auf eine Stellenausschreibung des Polizeiverwaltungsamtes stieß – und seitdem als Fachinformatiker zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen dafür sorgt, dass in der Polizeidirektion Chemnitz informationstechnisch alles rund läuft.
Zuvor war der 41-Jährige in der freien Wirtschaft beschäftigt. „Und nicht wirklich zufrieden“, wie er sagt. Die Sicherheit des öffentlichen Dienstes, die Gleitzeit, die gute Bezahlung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das gefalle ihm gut an seiner Stelle. „Und die Abwechslung, die man bei einem Informatikerberuf vielleicht nicht unbedingt erwarten würde. Aber ich bin in vielen verschiedenen Polizeistandorten und Revieren unterwegs und treffe dabei auf viele verschiedene Kolleginnen und Kollegen.“ Ob in Uniform, oder in zivil.
In Enricos Team, der Regionalen Betriebs- und Servicestelle, trägt keiner Uniform. Und auch privat hatte er bis zu seiner Einstellung nichts mit Polizeibediensteten zu tun. „Dementsprechend seltsam war es, am ersten Tag plötzlich von Polizistinnen und Polizisten umringt zu sein“, erzählt er. Mittlerweile ist es Alltag für ihn – genauso wie für rund 2.500 weitere zivile Angestellte der sächsischen Polizei.
Lisa-Marie Fuhrmann: Uniformiert – auch ohne Polizeiausbildung
Dass Lisa-Marie Fuhrmann irgendwann bei der Polizei Sachsen landen würde, war ihr und ihrer Familie eigentlich schon von klein auf klar: Ihre Mutter ist Polizistin und ihr Vater ebenso. Doch die 24-Jährige schlug trotzdem einen etwas anderen Weg ein als ihre Eltern.
Zunächst absolvierte sie nämlich eine Ausbildung zur Bürokauffrau in Nürnberg. Nach ein paar Jahren zog sie dann nach Thüringen und erst seit Kurzem ist sie wieder in ihrer Heimat Sachsen. Seit Dezember 2020 ist sie Mitarbeiterin in der Registratur bei der Bereitschaftspolizei in Dresden. Was kann man darunter verstehen? „Wir bearbeiten die Post und sind für die Archivierung von Schriftgut zuständig“, erklärt Lisa-Marie. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen haben also den Überblick über alle wichtigen Schriftstücke ihrer Dienststelle, seien es Fahrtenbücher oder Einsatztagebücher.
Letzteres ist für die junge Frau besonders spannend, denn ab und zu kann sie diese Einsatztagebücher auch selbst schreiben – und dann sogar in eine Uniform schlüpfen. „Ich trage dann einen schwarzen Einsatzanzug wie meine Kolleginnen und Kollegen der Bereitschaftspolizei. Natürlich ohne Waffe, Schulterstücke und so weiter.“
Das ist immer dann der Fall, wenn Lisa-Marie als Schreibkraft außerhalb ihrer Dienststelle in der Führungsgruppe mit dabei ist. Sie tippt dann in Windeseile alle Funksprüche mit, ebenso alle Anweisungen, die die Polizeiführer geben. So ist sie ganz nah bei Einsätzen dabei – und das auch ohne Polizeiausbildung.
Und es gibt noch viele weitere Jobs
Ob in den Polizeidirektionen, bei der Bereitschaftspolizei oder im Polizeiverwaltungsamt – es gibt noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten bei der sächsischen Polizei. Im Polizeiorchester spielen professionelle Musikerinnen und Musiker, beim Polizeiärztlichen Dienst kümmern sich Mediziner um die Gesundheit der Bediensteten, Juristen prüfen alle rechtlichen Angelegenheiten und in den Werkstätten halten die Fahrzeugtechniker unseren Fuhrpark in Stand. Auf dieser Seite bekommst du mehr Informationen.
Oder doch Polizist (m/w/d) werden?
Wenn du dich für eine Ausbildung oder ein Studium bei der Polizei Sachsen interessierst, dann bewirb dich jetzt noch für den Start im Jahr 2022. So läuft das Bewerbungs- und Auswahlverfahren statt.