In der Polizeidirektion Görlitz gehen etwa 220 Notrufe pro Tag ein – in der Leitstelle kommt es auf schnelles Entscheiden und Koordinieren auch in herausfordernden Situationen an. Doch wie sieht die Arbeit der Polizistinnen und Polizisten eigentlich aus?
Aktuelles
110: Das passiert in der Notruf-Zentrale
Das Führungs- und Lagezentrum ist das Herzstück einer jeden Polizeidirektion, denn dort gehen alle Notrufe ein. Hier geht es um schnelles Handeln, das Gewichten von Sachverhalten und das Organisieren von Hilfe. Doch was passiert eigentlich, wenn man die 110 wählt?
Im Führungs- und Lagezentrum der Polizeidirektion Görlitz nehmen an sieben Arbeitsplätzen die Disponentinnen und Disponenten rund um die Uhr Notrufe entgegen. Für ihre Arbeit sind sie bestens ausgestattet – mehrere Monitore, ein Headset, ein bedienbarer Touchscreen mit verschiedenen Anwendungen sowie unter dem Tisch ein Fußtaster mit Push-to-Talk-Funktion. Zudem stehen zwei separate Telefone am Arbeitsplatz, auf denen weiter Anrufe eingehen können, sollte es einmal technische Probleme geben.
Innerhalb weniger Sekunden nimmt der Disponent oder die Disponentin einen eingehenden Notruf an und klärt zunächst mit dem Anrufenden alle relevanten „W-Fragen“. Denn: Wer warum anruft und wo etwas passiert ist, ist entscheidend zu wissen. So kann schnell entschieden werden, was zu tun ist und auf wen parallel zurückgegriffen werden muss.
Nachdem der Notruf am PC verortet wurde, wird ein freier Streifenwagen zugeteilt. Die Einsatzkräfte stehen mit der Leitstelle über Funk kontinuierlich in Verbindung und geben aktuelle Statusmeldungen zum Notruf weiter – solange, bis der Einsatz vor Ort abgeschlossen ist. Danach wird der Streifenwagen für den nächsten Einsatz als frei gemeldet.
Notruf muss schnell kategorisiert werden
Doch jeder Notruf ist anders. Geht es zum Beispiel um Menschenleben, zählt jede Minute. Entsprechend müssen parallel eingehende Notrufe schnell priorisiert werden. Dabei ist vom Mord bis zur Gefahrenabwehr alles vertreten: Vermisstenfälle, Unfälle mit und ohne Personenschäden, Eigentumsdelikte wie Einbrüche und Überfälle, Sexualstraftaten oder Betrugsfälle, Betäubungsmitteldelikte und Fahndungen.
In der Leitstelle der Polizeidirektion Görlitz gehen durchschnittlich 220 Notrufe in 24 Stunden ein. Jährlich erreichen etwa 400.000 Notrufe die sächsischen Polizei. Das sind durchschnittlich rund 1.100 täglich – der Großteil davon kommt vom Handy statt vom Festnetz.
Je nach Kategorie beziehungsweise Schwere des Sachverhalts entscheidet der Disponent oder die Disponentin, auf wen zur Bearbeitung parallel zurückgegriffen werden muss. Dabei stehen die Görlitzer Polizistinnen und Polizisten in engem Austausch mit der integrierten Regionalleitstelle in Hoyerswerda. Diese koordiniert unter anderem die medizinischen Notfälle, die Feuerwehr, das Jugendamt, die Straßenreinigung und ein Kriseninterventionsteam.
Darüber hinaus gibt es im Führungs- und Lagezentrum jederzeit eine feste Schnittstelle etwa zu Staatsanwälten, Unfallgutachtern, dem Zoll und der Bundespolizei. Und natürlich sind alle Polizeidirektionen innerhalb Deutschlands untereinander eng miteinander vernetzt.
In Görlitz kommt darüber hinaus der Grenzlage eine besondere Bedeutung zu – auch, weil die Autobahn A 4 ein Verbindungsweg nach Osteuropa ist. So arbeiten die Beamtinnen und Beamten in Görlitz eng mit den Kontaktdienststellen im tschechischen Petrovice und im polnischen Świecko zusammen.
Am 1. Oktober 2021 beteiligt sich die sächsische Polizei an einem bundesweiten Twitter-Marathon. Ab 11 Uhr berichtet der Twitter-Kanal @PolizeiSachsen zwölf Stunden über eingehende Notrufe und Einsätze der Polizeidirektionen Chemnitz, Dresden, Görlitz, Leipzig und Zwickau. Auch weitere Länderpolizeien sowie die Bundespolizei twittern am 1. Oktober unter dem Hashtag #Polizei110.