Seit Herbst 2020 nehmen wir dich in unserem Blog regelmäßig mit an die Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) in Rothenburg/Oberlausitz. Teil 4: Vorlesungen gibt es nun per Videochat von zu Hause aus. Der Spagat zwischen Studium, Haushalt und Kinderbetreuung ist eine besondere Herausforderung für Roy. Wie er damit umgeht.
Aktuelles
#deinstudium – Zwischen Haushalt und Online-Vorlesungen
Ich hoffe, du hattest eine besinnliche Weihnachtszeit und bist gut ins Jahr 2021 gerutscht.
Im vergangenen Artikel hatte ich noch Hoffnung, dass ich jetzt im Januar von der ersten Sportprüfung im Bereich Athletik berichten kann. Aber leider muss ich dich weiter auf die Folter spannen, denn auch bei uns hat die Corona-Pandemie alles verändert. An der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) wurde die Präsenzpflicht bis auf weiteres ausgesetzt, um das Infektionsrisiko unter den Studierenden zu minimieren. Das heißt, dass mit Ausnahme ausgewählter Inhalte keine Lehrveranstaltungen im Hörsaal stattfinden und die Studierenden stattdessen von zu Hause aus online an den Vorlesungen teilnehmen. Seit Beginn des Studiums nutzen wir dafür eine digitale Lernplattform. Über eine spezielle Online-Konferenz-Software sehen wir die Dozentinnen und Dozenten sowie deren Präsentationen. Es funktioniert ganz ähnlich wie bei der Videotelefonie. Um während der Vorlesungen Fragen zu stellen oder uns anderweitig einbringen zu können, stehen uns eine Chat-Funktion oder auch das Mikrofon zur Verfügung.
Ablenkung ist das größte Problem
Das Online-Studium hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Von 7.45 Uhr bis 17.15 Uhr konzentriert auf einen Bildschirm zu schauen und dabei noch Mitschriften zu machen, kann auf Dauer sehr anstrengend sein. Außerdem fühlt man sich in seinem Homeoffice doch irgendwie auch dem Haushalt, der Kinderbetreuung und all den anderen Dingen verpflichtet, die eher zum privaten Lebensbereich gehören. Das kann die eigene Konzentration auf das Studium erschweren. Dennoch geben sich unsere Lehrkräfte die größte Mühe, uns den Stoff zu vermitteln. Wir versuchen alle, das Beste aus der Situation zu machen und hoffen, dass bald wieder etwas Normalität einkehrt.
Die Hausarbeit ist eingereicht
Im zurückliegenden Blog-Beitrag hatte ich dir zudem davon berichtet, dass wir eine kleine wissenschaftliche Hausarbeit anfertigen müssen. Nach dem Zufallsprinzip erhielt ich ein Thema mit hoher Praxisrelevanz. Es ließ sich auch gut recherchieren - in der Hinsicht hatte ich echt ein bisschen Glück. Meine Arbeit dreht sich um die nachträgliche Auseinandersetzung mit dem Verlauf polizeilicher Einsätze. Ziel ist es, Schwachstellen herauszuarbeiten, um beispielsweise Abläufe oder Einsatzverhalten zu optimieren.
Das Thema lag mir und ich konnte die Hausarbeit fristgerecht zur Korrektur abgeben. Dennoch war der Start nicht leicht. Vor allem die Literaturrecherche, also das Finden geeigneter Fachbücher, Artikel und Studien und das Herausarbeiten relevanter Inhalte aus der Vielzahl an Quellen, nahm einige Zeit in Anspruch. Die nächsten Hürden waren das korrekte Zitieren, das Einhalten der vorgeschriebenen Form und das Kämpfen mit den Tücken des Schreibprogramms. Ich hoffe jedenfalls, dass ich alle Anforderungen erfüllen konnte. Sobald ich das Ergebnis habe, wirst du es hier im Blog lesen.
Kontrollübung beim Schießtraining
Unmittelbar vor dem Lockdown stand für uns noch einmal Schießausbildung auf dem Lehrplan Dieses Mal lag der Fokus vor allem auf der Beseitigung von Waffenstörungen. Simuliert wurden diese Störungen sehr praxisnah, indem wir teilweise leere Hülsen im Magazin hatten, die sich nicht verschießen ließen.
Stell dir das so vor:
Regulär werden Patronen (bestehen aus Projektil mit Hülse, Zündhütchen, Treibmittel etc.) verschossen. Die Hülse wird nach Schussabgabe ausgeworfen, während das Projektil das Ziel trifft. Diese leeren, ausgeworfenen Hülsen (eigentlich Abfallprodukte) haben wir wieder ins Magazin eingeführt. Wenn der Schlagbolzen nun auf die leere Hülse trifft, passiert nichts mehr. Und weil diese keine Zündhütchen mehr hat und durch die fehlende die Explosion auch der Patronenauswurf nicht mehr funktioniert, bleibt die leere Hülle häufig mal im Patronenlager hängen.
Auch für mich war diese Übung eine Premiere und eine sehr wertvolle Ausbildungseinheit.
Bisher hatte ich nur Erfahrungen mit der Exerziermunition, wie ich im vorherigen Beitrag erzählt hatte. Diese kann allerdings recht einfach entfernt werden. Alles in allem war das Training mit leeren Hülsen also eine knifflige Übung, die zur Routine werden muss, da wir eine solche Waffenstörung auch jederzeit im Einsatz schnell beheben können müssen.
Außerdem haben wir die sogenannte Kontrollübung geschossen. Dabei handelt es sich um eine klar definierte und regelmäßig abzulegende Schießprüfung, bei der wir mehrere Ziele aus unterschiedlichen Distanzen treffen müssen. Natürlich inklusive Magazinwechsel, simulierter Waffenstörung und das alles in möglichst kurzer Zeit. An diesem Tag haben alle Studierenden diese Prüfung bestanden.
Ausbildung zum „Fotografen“ inklusive
Eine weitere, besonders interessante Erfahrung in den vergangenen Wochen war der praktisch angelegte Unterricht im Themenfeld Kriminaltechnik, konkret im Bereich der kriminalistischen Fotografie. Was viele nämlich nicht wissen: Die Fotokamera ist eines der wichtigsten Arbeitsmittel der Polizei. Wir müssen in der Lage sein, auch unter schlechten Licht- und Witterungsverhältnissen aussagekräftige Fotos von Tatorten, Unfallorten oder Objekten zu machen. Die Bilder dienen der Dokumentation eines jeden polizeilich relevanten Sachverhalts und können sogar vor Gericht Beweiskraft haben. Wer einmal versucht hat, bei Dunkelheit und Regen oder Schneefall eine Reihe parkender Autos oder ein Gelände zu fotografieren, weiß, wie schwierig so etwas ist. Darum lernen wir, wie es richtig geht, denn nicht selten dienen die Fotos auch vor besagtem Gericht dazu, sich wortwörtlich ein Bild vom Ereignisort machen zu können. Technik- und Fotografie-Interessierte kommen bei diesem Ausbildungsteil bestimmt auf ihre Kosten.
Menschenkenntnis und Empathie sind bei der Polizei wichtig
Neben einer Vielzahl weiterer interessanter Vorlesungen, unter anderem zu den Themen Strafrecht, Einsatzlehre, Kriminologie oder Kriminalistik, gehörten bisher auch sehr wertvolle Vorträge aus dem Lehrkomplex Psychologie zum Studienplan. Hier ging es zum Beispiel um das Erkennen psychischer Erkrankungen und den Umgang mit psychisch kranken Menschen. Auch Verhaltensweisen gegenüber Suizidenten – das ist der Fachbegriff für selbstmordgefährdete Personen – wurden thematisiert. Leider gehören derartige Einsätze zum Alltag von Polizistinnen und Polizisten und erfordern viel Feingefühl. Psychologische Grundkenntnisse sind daher neben Menschenkenntnis und Empathievermögen von großer Bedeutung für den Polizeiberuf.
Ich hoffe sehr, dass ich dir im nächsten Artikel wieder etwas mehr berichten kann. Dann hoffentlich auch wieder vom Unterricht mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen in Rothenburg. In den nächsten Wochen sollen außerdem auch noch die Lehrkomplexe bekanntgegeben werden, die in der ersten Modulprüfung im März drankommen. Vielleicht weiß ich also beim nächsten Blogeintrag schon etwas mehr. Ich werde dich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten und freue mich, wenn du wieder reinschaust!
Bis dahin und bleib gesund!
Roy
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Bewerben bei der Polizei Sachsen:
Ab sofort ist das Bewerbungsportal geöffnet. In wenigen Klicks kannst du dich für Ausbildung, Studium und für die Sportfördergruppe mit Start im Jahr 2022 bewerben. Im Vorbereitungsdienst Cybercrime sind sogar noch Plätze für 2021 zu vergeben.
#DeinStudium:
Hier geht es zum vorherigen Blog-Beitrag von Roy. Er erzählt vom besten Sportunterricht seines Lebens, vom Schießtraining und vom Bammel vor seiner ersten Hausarbeit.